„Orange the World" in Braunschweig

25.11. Tag gegen Gewalt an Frauen in Braunschweig

Weltweiter Tag gegen Gewalt an Frauen - Gemeinsam mehr erreichen - „Orange the World" in Braunschweig Am 25. November, dem „Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen", ruft UN-Women weltweit zu Aktionen gegen Gewalt an Frauen auf. Die Farbe Orange begegnet den Braunschweigerinnen und Braunschweigern an diesem Tag auf den LED-Tafeln am BraWo Park und auf der Newswall des Pressehauses. Die Braunschweigische Landessparkasse wird den Alten Bahnhof auf der Okerinsel mit Einbruch der Dunkelheit in orange strahlen lassen. Gewalt gegen Frauen wird oft bagatellisiert, von vielen sogar ignoriert. Die Folge: Betroffene sprechen aus Scham und Angst nicht über das Erlebte. Das wollen wir gemeinsam ändern. "Wir brechen das Schweigen" ist auch in diesem Jahr unser Motto zum Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen am 25. November des Arbeitskreises gegen Gewalt an Frauen, dem verschiedene Braunschweiger Beratungsstellen, das Frauenhaus und die Gleichstellungsbeauftragte angehören. Der Zonta Club Braunschweig unterstützt die Aktion.

Die Teilnehmenden schließen sich dem weltweiten Protest „Orange the World", einer Aktion von UN Women, an. Gebäude und Wahrzeichen werden rund um die Erde in Orange getaucht, unter anderem das Rathaus in New York City, die Gebäude der Europäischen Zentralbank in Frankfurt und der Europäischen Kommission in Brüssel.
Corona hat das Leben in Deutschland und weltweit grundlegend verändert. Frauen leisten in der aktuellen Krise einen immensen Beitrag für die Gesellschaft und bekommen dafür zurzeit viel gesellschaftliche Anerkennung. Allerdings beobachten wir, dass in der Corona-Krise erhebliche Rückschritte in der Gleichstellung von Frauen und Männern drohen. Denn die politischen Maßnahmen zum Umgang mit dem Virus haben vor allem in den ersten Monaten die Lebenswirklichkeiten von Frauen und Mädchen vernachlässigt und setzten auf längst überholt geglaubte Geschlechterrollen. Dazu kommt: Durch Ausgangseinschränkungen und Arbeit im Homeoffice sind sehr viele Menschen plötzlich auf beengtem Raum zu Hause; viele davon sind in großer, existenzieller Sorge. Nöte und Isolation steigern den Stress zu Hause und führen häufig zu vermehrten Aggressionen. Auch in Deutschland gibt es erste Hinweise auf vermehrte häusliche Gewalt. Die Anrufe beim zentralen Hilfetelefon für Frauen nahmen um 17 % zu. Das zeigt, die eigenen vier Wände sind für einige Frauen der gefährlichste Ort im Leben. Das Bundeskriminalamt zählt allein für das Jahr 2019, dem Jahr vor der Corona-Pandemie, 141.000 Fälle häuslicher Gewalt. Diese Zahl kann 2020 noch weiter steigen. Die Opfer waren zu 81 Prozent Frauen. Das sind höchst alarmierende Zahlen, die aber wegen der großen Dunkelziffer nicht einmal das ganze Ausmaß der Gewalt gegen Frauen abbilden.

Gewalt gegen Frauen und Mädchen ist eine der am weitesten verbreiteten Verletzungen der Menschenrechte. Sie umfasst viele Formen von Gewalt: z. B. häusliche Gewalt, Vergewaltigung und sexuelle Nötigung, Zwangsheirat und Kinderehe, Genitalverstümmelung, Stalking, Zwangsprostitution oder sexuelle Belästigung.
2017 hat Deutschland die Istanbul-Konvention ratifiziert, das Übereinkommen des Europarats zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt. Mit klaren Worten definiert die Istanbul-Konvention Gewalt gegen Frauen als Diskriminierung und Menschenrechtsverletzung und verdeutlicht, dass der häuslichen Gewalt systematisch begegnet werden muss. Die Staaten, die das Übereinkommen unterzeichnet haben, verpflichten sich zu einem offensiven Vorgehen gegen jegliche Form der Gewalt gegen Frauen. Dabei sind in erster Linie Maßnahmen aus den Bereichen Gewaltschutz und Gewaltprävention erforderlich. Aber auch eine aktive Gleichstellungspolitik wird laut der Istanbul-Konvention als Beitrag zur Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen betrachtet. Im Rahmen des Gewaltschutzes sind zur Unterstützung betroffener Frauen flächendeckende Beratungseinrichtungen nötig. Außerdem muss die Zahl der Frauenhausplätze erheblich ausgebaut werden, um dem Bedarf gerecht zu werden. Ebenso sind präventive Maßnahmen zur Verhinderung und Bekämpfung der Gewalt gegen Frauen und Kinder auszubauen. Auch der Ausbau von Täterberatungsstellen ist ein wichtiges Thema, denn Täterarbeit ist Opferschutz.

Viele Opfer schweigen aus Scham oder aus Angst vor weiterer Gewalt – oder in dem Glauben, dass sie nicht zu ihrem Recht kommen. Sogenannte „Dunkelfeldstudien" belegen, dass die Dunkelziffer bei Straftaten von sexualisierter Gewalt erheblich höher ist. In Niedersachsen wurden 2014 beispielsweise nur 7 Prozent der Sexualstraftaten angezeigt, aber 94 Prozent der Autodiebstähle.

Bildnachweis: Daniela Nielsen, o. H.